Ideen, Rezepte und Inputs für ein starkes Engagement gegen Food Waste
Sicher ist es auch schon mal passiert: Ihr seid mit knurrendem Magen einkaufen gegangen und habt fast den ganzen Laden leer gekauft. Fazit: Ein paar Tage später lässt der Salat den Kopf hängen, das Brot ist hart geworden, die Rüebli sind gummig und die Bananen schwarz. Wieder mal zu viel eingekauft. Letzten Endes landen Lebensmittel im Müll und im Hinterkopf macht sich das schlechte Gewissen breit…
Lebensmittelverschwendung, auch gängig Food Waste genannt, ist wohl für alle ein Begriff: Rund 90 kg essbare Lebensmittel werden pro Person und Jahr im Haushalt weggeworfen. Das belastet nicht nur unnötig das Portemonnaie, sondern schadet vor allem auch unserer Umwelt. Denn werden produzierte Lebensmittel nicht konsumiert, führt dies zu unnötigem Ressourcenverbrauch (Energie- und Wasserverlust), zur Belastung der Natur (CO2-Emissionen) und zu Biodiversitätsverlust, denn je mehr Anbaufläche gebraucht wird, desto weniger natürlicher Lebensraum steht zur Verfügung. Wird uns bewusst, was es alles dazu braucht, bis ein Lebensmittel auf dem Tisch landet, verstehen wir sicherlich besser, wie wertvoll Nahrung ist.
Daher heisst das Motto, die Wertschätzung für die Gaben der Natur fördern und die Hemmschwelle steigern, Lebensmittel unbedacht zu entsorgen. Dazu gehört auch, dass wir unsere Gewohnheiten ändern müssen. Vermeidbare Lebensmittelabfälle (Food Waste) gibt es weit mehr als gedacht. Macht ihr mit?
Kleine Gesten, grosser Impakt
Wichtig: realistische Ziele stecken und einen Schritt nach dem anderen machen. Hier ein paar Grundprinzipien zum Einstieg. Auf spezifischen Websites zum Thema Food Waste findet ihr noch viele andere! Ready? Los geht’s, jeder Beitrag zählt!
1. Beim Einkaufen fängt es an
Plant eure Mahlzeiten im Voraus! Um unkontrollierte Grosseinkäufe, die oft mit Food Waste enden, zu verhindern, benötigt ihr eine Einkaufsliste. Mit einem Speiseplan könnt ihr genau festlegen, was es braucht. Kontrolliert dafür den Kühlschrank (nicht unnötig doppelt einkaufen) und schaut, welche Lebensmittel bald ablaufen und welche angebraucht sind. Auch sie gehören in die Planung! Kocht ihr lieber spontan, sind regelmässige Einkäufe das Beste. Aber auch hier: bestmöglich kalkulieren.
2. Obst und Gemüse - Schönheit kommt von innen
«Hässliches» Obst und Gemüse werden schon beim Produzenten aussortiert und kommen gar nicht bis in den Supermarkt. Urteil: zu gross, zu klein, zu krumm, zu hässlich. Auf dem Markt hingegen gibt es Gemüse und Früchte, wie die Natur sie geschaffen hat. Sie haben den gleichen Geschmack und Vitamingehalt. Ausserdem gibt es Anbieter, die den Produzenten «unverkäufliche» Produkte abnehmen, das sogenannte Zweitklass-Gemüse und -Obst, und es weiterverkaufen. So landet das kostbare Gut nicht in der Biogasanlage! Und es muss schlussendlich weniger produziert werden.
3. Kühlschrank- Knigge
Habt ihr auch schon Erfahrungen mit «Kühlschrankleichen» gemacht? Genau diese gilt es zu vermeiden, daher kommen beim Einräumen ältere Lebensmittel nach vorne, die neuen nach hinten. Angebrauchtes in Sichtweite behalten, damit ihr daran denkt, es aufzubrauchen! Aus diesem Grund ist es auch wichtig, den Kühlschrank regelmässig zu kontrollieren. Und auf Internet findet ihr Informationen, wo im Kühlschrank welches Lebensmittel hingehört, denn je nach Lagerung, sind Produkte länger haltbar!
4. Kochen mit Mass
Geht es euch auch so, dass die Augen und die Lust oft grösser sind als der Magen? Richtig portionieren ist entscheidend im Engagement gegen Lebensmittelverschwendung. Findet heraus, was ungefähr die üblichen Portionen für euch oder eure Familie sind. Das braucht ein bisschen Zeit, aber auf Dauer habt ihr die Resten besser im Griff. Oder bewusst mehr kochen, um Energie zu sparen und die Lunchbox für den nächsten Tag zu füllen.
Foto: Fanny Della Corte
5. Resten clever verwerten
In der Resten-Küche geht es kreativ zu und her!
Gekochtes (aber nicht nur) einfrieren! Dann habt ihr an einem anderen Tag schnell wieder was parat! Aufgepasst: Füllt die für euch richtigen Portionen in die Beutel, denn einmal aufgetaut, solltet ihr das Essen nicht erneut einfrieren. Zudem: Möglichst luftdicht verpacken und Name und Datum auf die Behälter /Beutel schreiben, da auch tiefgekühlte Lebensmittel nur begrenzt haltbar sind.
Oder die nette Variante: Habt ihr zu viel gekocht, sind allenfalls Nachbarn über eine Gabe glücklich! Vielleicht kommt bei Gelegenheit auch was zurück?!
Die Kunst der Resten-Küche! Plant einen fixen «Resten-Tag» ein und seid kreativ: Wunderbare Suppen, Quiches, Gratins oder andere Köstlichkeiten könnt ihr aus Resten zaubern. Auf dem Internet gibt es super Rezepte, falls ihr Inputs braucht. Oder Apps, die eine zutatenbasierte Rezeptsuche anbieten. Auch Foodblogger haben spannende Ideen! Nachfolgend ein paar konkrete Beispiele.
Smoothies
Ab in den Mixer! Runzlige Äpfel, mehlige Birnen, matschige Erdbeeren, aber auch schlappes Gemüse oder übriggebliebene Gemüseresten: In einem feinen Smoothie bemerkt man die Schönheitsfehler nicht mehr und alles darf rein. Mit ein wenig Fantasie und Neugier kommt ihr zu erstaunlichen Resultaten. Wie wär’s mit einem Kiwi-Gurken-Bananen-Spinat Smoothie?
Foto: Fanny Della Corte
Brotresten?
Freut euch, denn daraus entsteht Köstliches wie Fotzelschnitten (süss und salzig), Vogelheu, Semmelknödel und viel anderes. Ein Sommer-Hit:
Panzanella, Brotsalat aus der Toskana:
Altes Brot für ca. 2 Handvoll Brotwürfel
1 Tomate und 2 Handvoll Cherrytomaten
1 kleine Gurke
1 kleine Zwiebel
1-2 Handvoll Rucola
5 EL Olivenöl
1 Knoblauchzehe
1-2 EL Essig
1/4 TL Senf
Salz, Pfeffer
1. Brot in grosse Würfel schneiden (eventuell rösten).
2. Cherrytomaten halbieren, grössere Tomaten und Bio-Gurke in Würfel schneiden.
3. Tomaten- und Gurkenstücke in einem Sieb ca. 15 Minuten über einer Schüssel abtropfen lassen (Saft behalten!).
4. Dressing: Saft mit Olivenöl, Knoblauch, Essig und Senf mit einem Stabmixer pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
5. Brot-, Tomaten-, Gurkenstücke, Rucola und geschnittene Zwiebeln mit dem Dressing vermischen. 2 Stunden ziehen lassen und geniessen.
Foto: Fanny Della Corte
Warum, warum ist die Banane krumm?
In vielen Rezepten wird auch die «hässliche», schwarze Banane zum Star: beim klassischen Bananen-Brot oder der Bananen-Milch zum Beispiel. Kennt ihr die Bananen-Pancakes schon?! Ist schnell gemacht und ein idealer Start in den Tag. Und die Banane braucht ihr nicht fortwerfen.
Rezept Bananen-Pancakes:
180 g Mehl
2 Suppenlöffel Zucker
2 ½ Kaffeelöffel Hefe
1 Prise Zimt
1 Prise Salz
2 mittelgrosse, sehr reife Bananen
2 grosse Eier
240 ml Milch
60 ml pflanzliches Öl (Raps, Sonnenblumen) )
1. Mehl, Zucker, Hefe, Zimt und Salz vermischen.
2. In einer separaten Schüssel die reifen Bananen zerdrücken und mit Eiern, Milch und Öl vermischen.
3. Alles zusammenführen und leicht umrühren. 5-10 Minuten ruhen lassen.
4. Beidseitig goldbraun braten und mit Ahornsirup oder einfach so geniessen. Ein Hit für ein feines Frühstück!
Foto: Fanny Della Corte
Auch die Schale kann genutzt werden: Wie die Banane selbst, enthält auch sie viel Kalium und Magnesium und ist ein super organischer Dünger für Garten- und Balkonpflanzen! Achtung: Idealerweise Bio-Qualität, damit keine Schadstoffe in die Erde gelangen.
Organischer Bananen-Dünger:
1. Schalen grob zerhacken und an einem luftigen Ort einige Tage auf einem Küchentuch trocknen lassen, danach in einem Stoffbeutel aufbewahren (keine luftdichten Behälter).
2. Die frischen oder getrockneten Schalenstückchen in den Wurzelbereich einarbeiten.
Foto: Fanny Della Corte
Übrigens kann die Haltbarkeit von Früchten und Gemüse durch ideale Lagerung optimiert werden. Bananen zum Beispiel geht es hängend (!) am besten und sie werden weniger schnell schwarz!
Rüstabfälle – vom Blatt bis zur Wurzel
Statistisch gehören sie nicht zu den vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Doch diese verwerten und die Kapazitäten von Produkten aus der Natur voll ausschöpfen, heisst realisieren, wie wertvoll und perfekt sie sind. Und das ist ein grosser Schritt in Richtung der Wertschätzung für Nahrung!
Viel Gemüseabfall? Macht aus Schalen und Abschnitten einen Gemüsefond! Eine Stunde lang im Wasser kochen, mehrere Stunden stehen lassen, absieben und eventuell noch ein wenig würzen. Gleich wiederverwenden oder einfrieren. Aus Apfel- oder Gemüseschalen können im Ofen feine Chips zubereitet werden. Auch die Wassermelonenschale darf mit in den Smoothie!
Surft auf dem Trend «Leaf to root» - vom Blatt bis zur Wurzel! Dieser Begriff steht für die vollständige Verwertung von Gemüse und Obst. Da gibt’s Erstaunliches zu entdecken. Gemüseblätter enthalten oft sogar mehr Vitamine und andere Nährstoffe als die dazugehörigen Knollen. Eine Kostprobe gefällig?
Verwendet feingehackte Rüebli- oder Fenchelblätter wie Kräuter zum Würzen oder auch für Salate oder Suppen. Das grüne Karottenkraut und die Radiesli-Blätter eignen sich bestens für selbst gemachtes Pesto. Oder Randenblätter-Suppe! Mmhh..
Foto: Fanny Della Corte
Gemeinsam gegen Food Waste
Privathaushalte spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung. Weniger wegwerfen, heisst die ganze Wertschöpfungskette entlasten. Die Natur dankt. Je mehr praktisches Wissen ihr zur Thematik sammelt, desto schwieriger wird es, guten Gewissens noch geniessbare Lebensmittel wegzuwerfen! Schliesslich könnte daraus noch was Feines entstehen! Da war doch dieses Resten-Rezept, das die Kinder so mochten, der leckere Smoothie und die knusprigen Gemüsechips… Gemeinsam und jede/-r für sich im Engagement gegen Food Waste. Seid ihr dabei?