Energie tanken in der Natur
Der Herbst ist da. Mensch und Natur bereiten sich auf den Winter vor. Was macht ihr, um euer Immunsystem zu stärken und im hektischen Alltag Stress zu reduzieren? Da gibt es sicher einiges. Vielleicht gehören wohltuende Praktiken wie Bäume umarmen oder Winterschwimmen schon dazu? Wenn nicht, dann erfahrt ihr hier mehr über diese kraftvollen Methoden, um Energie aus der Natur zu schöpfen, Seele und Geist zu nähren sowie seinem Körper Gutes zu tun. Auf geht’s!
Die Kraft der Bäume
In allen Kulturen und Zeiten erfuhren Bäume grosse Verehrung. Bei den Kelten stand der Baum für die tiefe Verbindung zu den Göttern. In der nordischen Mythologie heiligte man Yggdrasil - die riesige grüne Esche - als Weltenbaum, der die verschiedenen Teile des Universums (himmlisch, irdisch und unterirdisch) miteinander verbindet. Siddharta kam meditierend unter einem Feigenbaum zur Erleuchtung und gründete den Buddhismus… faszinierend. Aber auch die Bäume in unseren heimischen Wäldern verfügen über Kräfte.
Habt ihr schon mal einen Baum umarmt? Falls nicht, dann solltet ihr es versuchen. Wirklich! Ein achtsamer und persönlicher Kontakt mit einem Baum ist wundervoll: Sich auf ihn einlassen, ihn einfach nur wahrnehmen, das erdet und beruhigt. Sucht euch an einem stillen Ort einen Baum aus. Ein persönlicher Kraftbaum kann zu einem regelmässigen Pilgerort werden. Ein Ort, wo ihr Kraft schöpfen könnt und die innere Ruhe sich augenblicklich einstellt.
Für eine Naturmeditation: Schliesst die Augen, umarmt einen Baum, verbindet euch mit seiner Kraft. Fühlt euch in den Baum hinein, spürt seine Energie, seine Höhe und seine Verwurzelung mit der Erde. Atmet tief ein und aus. Stellt euch vor, dass eure Füsse wie Wurzeln mit der Erde verankert sind. Das Gefühl von Schutz und Kraft geht auf euch über.
Bäume umarmen gehört zum Konzept des Waldbadens. In Japan wurden sogar wissenschaftliche Studien zur heilsamen Waldtherapie - «Shinrin Yoku» genannt - durchgeführt, welche die positive Auswirkung von Wald und Bäumen auf den Menschen belegen:
1. Senkt Herzfrequenz und Blutdruck.
2. Reduziert die Produktion von Stresshormonen.
3. Verbessert das Immunsystem dank den ätherischen Ölen des Waldes.
4. Steigert das allgemeine Wohlbefinden.
Auf was wartet ihr noch?
Meditatives Winterschwimmen – ein Erfahrungsbericht
Nun zu einer Praktik die ein bisschen Überwindung braucht, denn bei winterlichen Temperaturen ins eiskalte Wasser steigen… brrr… nur schon beim Gedanken daran frieren die meisten! Der aus Lausanne stammende Winterschwimmer Anthony Crausaz berichtet, wie er es geschafft hat, sich mit dem kalten Nass anzufreunden. Bereit?
@ Anthony Crausaz
Der heute 50-jährige Zahntechniker und Familienvater hatte lange Zeit mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Vor ein paar Jahren begann er einen alternativen Weg zu suchen, um seine physische und psychische Gesundheit wieder auf den Vordermann zu bringen: «Bei meiner Suche bin ich vor vier Jahren auf das Tummo Yoga gestossen, das Yoga der Kälte. Das Konzept hat meine Neugier geweckt. Beim Weitersuchen habe ich dann die Methode von Wim Hof - ein niederländischer Extremsportler, bekannt als «Ice Man» - entdeckt. Und er behauptet: Nicht nur ich kann das, sondern alle, die es wollen! Diese Entdeckung war für mich ausschlaggebend» erklärt Anthony.
Grenzen sprengen
«Wim Hof hat eine Methode entwickelt, die auf drei Säulen beruht: eine spezielle Atemtechnik, die Wirkung der Kälte und Mentaltraining» erläutert Anthony Crausaz. Diese Methode hat ihm die nötige Stärke gegeben, um seine Grenzen zu sprengen: Seither übt er sich in der spezifischen Atemtechnik, duscht jeden Morgen kalt, nimmt Eisbäder und macht mentales Training. «Dank der Meditation und damit der mentalen Vorbereitung, ist es mir gelungen limitierende Gedanken zu überwinden und den Schritt zu wagen. Mit der Zeit wird das Kältetraining für Körper und Geist normal.»
«Das Winterschwimmen habe ich vor einem Jahr entdeckt. Der See ist ein richtiger Kraftort. Ich gehe lieber bei einer Wassertemperatur von 5 Grad in den See, als bei einer Temperatur von 10 Grad zu duschen» verrät Anthony.
@ Anthony Crausaz
Winterschwimmen tut gut!
«Die Vorteile sind zahlreich» bestätigt Anthony Crausaz, «Dank dem Kältetraining konnte ich meine Gesundheit und mein psychisches Wohlbefinden deutlich verbessern. Der regelmässige Kontakt mit der Kälte stärkt das Immunsystem. Man hat weniger Erkältungen, weniger Gelenkprobleme, bringt den Kreislauf in Schwung und ist allgemein besser in Form. Bei vermehrter Kälteexposition produziert der Körper braune Fette, was die körpereigene Wärmeproduktion sowie die Fettverbrennung fördert. Früher war ich eher nervös. Das Kältetraining hat mich gelehrt zu relativieren. Ich kann viele Lebenssituationen gelassener hinnehmen!». Erstaunlich, nicht?
Gut zu wissen: Der Körper schüttet nach dem Kälteschock einen Cocktail an Glückshormonen und Adrenalin aus. Das euphorische Gefühl ist so stark, dass man es nicht mehr missen will. Wow, wenn das nicht eine Motivation ist?!
Faustregeln und Empfehlungen
«Völlig unbedenklich ist der Trend des Winterschwimmens nicht. Vor allem als Anfänger sollte man Grundregeln und Empfehlungen beachten» ermahnt Anthony:
1. Meditative Vorbereitung (sehr hilfreich).
2. Im Herbst beginnen, der Körper muss sich langsam daran gewöhnen.
3. Maximal 5 Minuten im Wasser und generell: so viele Minuten, wie die Wassertemperatur in Grad Celsius beträgt (4 Grad = 4 Minuten).
4. Eine Mütze anziehen (über den Kopf verliert man Wärme).
5. Sinnvoll: Neopren-Handschuhe und -Schuhe sowie Bademantel.
6. Nicht allein ins Wasser gehen.
7. Genügend Abstand zu den Mahlzeiten (Organismus schonen).
8. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten vom Winterschwimmen absehen.
Anthony Crausaz kann nichts mehr aufhalten. Sein nächstes Ziel: Eine Woche intensives Kältetraining mit Jean-François Tual, auch «Icemind» genannt! Good luck!
Überzeugt? Auf in die Wälder, ab ins kalte Nass… die wunderbare Natur stellt euch alles Nötige zur Verfügung. Jetzt seid ihr dran! Euer Geist, euer Körper und eure Seele werden es euch danken.
Fotokredit: Fanny Della Corte /Anthony Crausaz