Meditatives Wandern - Das Erwachen der Sinne
Blühende Bäume, zwitschernde Vögel und satte, grüne Wiesen… der Frühling ist in vollem Gange und weckt alle unsere Sinne. Packt euch da nicht auch gleich die Wanderlust? Dann raus in die Natur!
Habt ihr schon mal das Prinzip der meditativen Wanderung ausprobiert? Meditatives Wandern - auch meditatives Spazieren oder meditatives Gehen - kann vielseitig interpretiert und auf verschiedenen Niveaus praktiziert werden. Sie haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Durch bewusstes Atmen und Achtsamkeitsübungen zu sich selbst und zur Natur finden. Habt ihr Lust auf eine intensive und spannende Erfahrung und viel Ich-Zeit? Dafür gibt es geführte Wandertouren mit Atemmeditation und Yoga in der Natur.
Meditatives Wandern als Familienerlebnis
Wir sprechen hier aber nicht von einer organisierten Tour und Ich-Zeit, sondern vom meditativen Wandern als Familienerlebnis. Gute Idee! Aber funktioniert denn das mit Kindern?
Die Hauptpraktiken der Meditation sind Konzentration sowie Achtsamkeit. Und Achtsamkeit ist die Wertschätzung des Augenblicks. Geht man die Wanderung oder den Spaziergang von Anfang an mit diesem Ansatz an, erlebt man Natur und Zeit anders. Und Kinder sind auf dieser Sinnesreise sogar unsere besten Vorbilder, denn sie stehen naturgemäss noch viel mehr mit sich in Verbindung als wir Erwachsenen. Ihre Kinderaugen helfen uns, die Welt neu zu entdecken und zu spüren. Neugierig? Gerne nehmen wir euch mit!
Die Wasserfälle von Chavanettes
Das Ausflugsziel sind die Wasserfälle von Chavanettes sowie deren Umgebung im Glânebezirk, nahe des mittelalterlichen Städtchens Rue im Kanton Freiburg. Vom Parkplatz ist man in wenigen Schritten unten am Wasserfall. Dieser wie verzauberte Ort zieht Gross und Klein sofort in seinen Bann. Mit geschlossenen Augen und tiefen Atemzügen taucht man sogleich in die Welt der Sinne ein: Das Rauschen des Wasserfalls, der feuchte Geruch der Erde, die zwitschernden Vögel, der zarte Wind und wohltuende Sonnenstrahlen auf dem Gesicht: Das bewusste Erleben verschlägt einen in eine andere Dimension, weit weg vom Alltagsgeschehen.
Mit allen Sinnen erleben
Eine solche Achtsamkeitsübung in der Natur ist einfach und zugleich wunderbar intensiv… eine Reise zur inneren Ruhe. Mit geschärften Sinnen geht’s weiter dem Fluss – der Broye – entlang, wo die Achtsamkeit der beste Begleiter für Gross und Klein ist: Sich die Zeit nehmen, zusammen mit den Kindern den Sand am Ufer zu spüren, dem Wasser zu lauschen, fasziniert den Fischen und Wasserspinnen zuzuschauen, jeden Wassertümpel auszukundschaften, die blühenden Frühlingsblumen zu betrachten und die austreibenden Bäume zu bestaunen. Auch innehalten, um bezaubernden Vogelgesängen zuzuhören und den Duft des Wassers und der Blumen zu geniessen. Und überall so viele bunte Schmetterlinge! Ein Festival der Sinne.
Am Ende des Weges liegt ein Kraftplatz: ein grosser Stein inmitten des Flusses. Ein idealer Ort für Atemmeditation und Yoga in der Natur: umgeben von plätscherndem Wasser, auf dem Weg zu einem tiefen inneren Erleben. Eine willkommene Auszeit.
Nach diesem meditativen Spaziergang im Zeichen des Wassers geht es unter strahlend blauem Himmel langsam weiter durch die blühenden Blumenwiesen unweit der Wasserfälle von Chavanettes. Und auch hier stehen Achtsamkeit, bewusstes Atmen und das Erleben der fünf Sinne im Vordergrund: Insekten bestaunen, dem Zirpen der Grillen folgen, an Blumen riechen, Pusteblumen blasen und die hoch oben am Himmel kreisenden Vögel beobachten. Langsam, besonnen und immer auf Augenhöhe der Kinder.
Achtsamkeit – eine Alltagsphilosophie
Was man aus einer solchen Erfahrung lernen kann? Im Kreis der Familie Natur erleben, den Kopf – und am besten auch das Mobiltelefon – so weit als möglich ausschalten und Schritt für Schritt mit allen Sinnen gemeinsam in die Weite und Schönheit der Natur eintauchen, das ist ein regenerierendes Erlebnis.
In einer zunehmend von den Medien geprägten Welt mit hektischem Alltag, wo vieles virtuell abläuft, führt uns ein meditativer Spaziergang zurück zum Wesentlichen: Er erdet und entfaltet die Kraft unserer Sinne. Die Beziehung zur Natur nährt uns und nährt wiederum die Beziehung als Familie und zu uns selbst.
Und zudem… Achtsamkeit kann überall praktiziert werden, auch im Alltag! Probiert es mal aus: An der Bushaltestelle, auf dem Weg zur Arbeit, beim Spielen mit den Kindern, beim Kochen… was für euch am besten passt. Ein Schritt zu mehr Gelassenheit und innerem Frieden. Und vergesst nicht, meditatives Wandern im Freizeitprogramm einzuplanen, es lohnt sich! Namasté!
Eine kleine Anleitung für ein meditatives Wandern zu sich selbst:
Versucht jeden Schritt von den Zehenspitzen bis zum Scheitel wahrzunehmen. Lasst euren Atem frei fliessen. Plant auf dem Weg Pausen für Meditation in der Natur ein. Welche und wie viele Übungen ihr machen wollt, ist ganz individuell. Geht langsam und mit vollem Bewusstsein, öffnet eure Sinne für die euch umgebende Natur und übt euch in Achtsamkeit. Am besten wählt man zum meditativen Wandern einen schwach frequentierten Wanderweg oder geht noch besser am frühen Morgen los.
Fotokredit: Fanny Della Corte